„Gazzetta dello Sport“
Gehälter Serie A: Ronaldo übersteigt Budget von 14 Klubs – Gesetz macht Stars günstiger
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Die „Gazzetta dello Sport“ hat auch in diesem Jahr die kolportierten Gehaltszahlen der Serie A-Klubs veröffentlicht – und eine Vierklassengesellschaft im italienischen Oberhaus offengelegt. Das zeigt ein Blick auf die Vereine Udinese Calcio, SPAL, Brescia Calcio und Hellas Verona: Sie alle haben 2019/20 ein geringeres Gehaltsbudget als das Nettosalär von Juventus-Star Cristiano Ronaldo (Foto). Für seinen bis 2022 laufenden Vertrag erhält der 34-Jährige pro Jahr 31 Millionen Euro. Udineses und SPALs Gehaltsetat liegen bei 30 Mio. Euro, der der Aufsteiger Brescia (28) und Hellas (25) sogar noch niedriger.
Das Gehaltsbudget von Juventus beläuft sich laut einer Liste der „Gazzetta“ auf 294 Mio. Euro. Die Turiner leisten sich gleich zehn Spieler, die 6 Mio. Euro netto oder mehr verdienen. Darunter auch der nach Cristiano Ronaldo bestbezahlte Fußballer der Liga: Neuzugang Matthijs de Ligt, der von Ajax kam. Der erst 20-jährige Innenverteidiger wurde mit einem Nettosalär von 8 Mio. Euro gelockt – dieses kann dank Boni auf bis zu 12 Mio. Euro ansteigen. Juve hat auch Adrien Rabiot seinen ablösefreien Wechsel mit einem Grundgehalt von 7 Mio. plus 2 Mio. Euro in Boni erleichtert.
Außer dem Serienmeister leisten sich insgesamt nur drei weitere Klubs einen Spieler, dessen Salär bei mindestens 6 Mio. Euro netto liegt. Inter Mailands Rekordeinkauf Romelu Lukaku (7,5 Mio. Euro), Milan-Torwart Gianluigi Donnarumma (6) und Napolis Abwehrchef Kalidou Koulibaly (6) verdienen ebenfalls auf gehobenem Juventus-Level.
Die 20 Top-Verdiener der Serie A 2019/20
Die 20 Top-Verdiener der Serie A 2019/20
Die Vierklassengesellschaft der Serie A ist in Sachen Budgets
25 bis 39 Mio. Euro: Udinese, SPAL, Brescia, Hellas, Parma, Lecce, Sassuolo, Atalanta, Sampdoria
40 bis 72 Mio. Euro: FC Genua, FC Turin, Lazio Rom, Cagliari, Bologna, Florenz
103 bis 139 Mio. Euro: SSC Neapel, AC Mailand, AS Rom, Inter Mailand
294 Mio. Euro: Juventus Turin
Neues Gesetz macht Transfers aus dem Ausland billiger
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Dass Inter Mailand etwa Lukaku 7,5 Mio. Euro netto plus mögliche Boni in Höhe von 1,5 Mio. Euro bieten konnte und auch Neuzugang Diego Godín 5 Mio. plus 1 Mio. Euro in Boni verdient, ist nur dank einer jüngst beschlossenen Gesetzesänderung in Italien möglich. Diese sorgt dafür, dass es Steuervergünstigungen für Arbeitgeber beim Bruttogehalt gibt, wenn diese Arbeitnehmer aus dem Ausland engagieren. Jatin Dietl, Areamanager Transfermarkt IT, erklärt:
„Die ehemalige italienische Regierung verabschiedete im ‚Decreto Crescita‘ auch ein Gesetz, das den Serie-A-Vereinen das Einkaufen im Ausland vereinfacht. Dieses neue Gesetz, gemacht vor allem, um ausgewandertes Fachpersonal zurück nach Italien zu holen, verspricht auch Spielern, die aus dem Ausland kommen, eine enorme Steuererleichterung. Was am Ende auch den Klubs entgegenkommt. So ist zum Beispiel Lukakus Bruttogehalt deutlich unter dem von Dybala, obwohl beide in etwa gleich verdienen. Mit dieser ‚Legge Conte‘ ist der Ministerpräsident nicht ganz unbeteiligt an der Rückkehr seines Namenvetters auf Inters Trainerbank und den Transfers von vielen Stars wie Lukaku, De Ligt, Sánchez oder Ribéry.“
Dieses seit August geltende Gesetz wirkt sich lediglich auf Zugänge aus dem Ausland aus. Juventus kann beispielsweise nicht mit Cristiano Ronaldo um ein weiteres Jahr verlängern und danach von der Steuervergünstigung profitieren. Dazu müsste der Top-Star der Liga erst von Juventus ins Ausland wechseln und dort mindestens zwei Jahre unter Vertrag stehen, ehe auch er für seinen Klub deutlich billiger werden würde. Das Nettogehalt des Portugiesen in Höhe von 31 Mio. Euro kostet die Turiner rund 60 Mio. Euro brutto – lediglich die Budgets von Lazio, Napoli, Milan, Roma und Inter liegen in Italien über dieser Summe. Cristiano Ronaldos Gehalt übersteigt folglich das Budget von 14 Serie-A-Klubs.
Insgesamt haben sich die kumulierten Löhne dank der Steuererleichterung für Transfers aus dem Ausland sprunghaft erhöht. Der Anstieg bei den ligaweit gezahlten Gehältern von der Saison 2018/19 von 1,129 auf aktuell 1,36 Milliarden Euro für 2019/20 beträgt 20,4 Prozent. In Sachen Kaderwerten klafft keine derart große Lücke zwischen Juventus und der Konkurrenz um Napoli, Inter und Milan. Beim Vergleich der Kaderwerte und Budgets sticht vor allem Atalanta Bergamo positiv hervor. Dem Champions-League-Neuling aus dem Norden steht ein deutlich kleineres Budget zur Verfügung als Florenz, Torino oder Lazio – sportlich und in Sachen Kaderwert mischt Atalanta dennoch oben mit.
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