02.07.2020 - 12:28 | Quelle: Transfermarkt.it | Lesedauer: unter 10 Min.
Juventus Turin
Arthur Melo
U.a. bei Arthur gegen Pjanic 

Teure Talente & noch teurere Tauschdeals: Wie Juve, Barça und Co. bei den Büchern tricksen

Wie Juventus, FC Barcelona & Co. bei der Bilanz tricksen: Teure Talente, teurere Tauschdeals
©TM/IMAGO

Es sind zwei der größten Transfers dieses Sommers – zumindest bisher. Der brasilianische Mittelfeldspieler Arthur (23) wechselt zu Juventus, Miralem Pjanic (30) geht den entgegengesetzten Weg zum FC Barcelona. Dafür fließen, zumindest auf dem Papier, 72 Millionen Euro plus 10 Millionen mögliche Boni nach Katalonien und 60 plus 5 mögliche Millionen in Richtung Turin.


Marktwert
Arthur Melo
Arthur Melo Defensives Mittelfeld
15,00 Mio. €


Was sportlich vor allem aus Sicht Barças wie ein eher merkwürdiges Geschäft aussieht – zwar sind die Spieler leistungsmäßig und von der Position her ähnlich, aber Pjanic immerhin sieben Jahre älter – wird erst beim Blick auf die finanziellen Hintergründe so richtig durchschaubar. Mit den Transfers gelingt es den Klubs nämlich, ihre schlechten Bilanzen für die noch laufende Saison ordentlich auf Vordermann zu bringen.


Pjanic: Highlights, Tore und Statistiken des Barça-Neuzuganges


Um zu erklären, warum das so ist, muss man etwas tiefer in das Transferbusiness von Fußballklubs eintauchen. Natürlich: Spieler, vor allem die mit den großen Namen, werden immer noch in erster Linie aus sportlichen Gesichtspunkten verpflichtet. Und sicher auch zu nicht unwesentlichem Teil aufgrund ihres Marketingpotentials. Deshalb kostete Cristiano Ronaldo Juventus auch mit 33 Jahren noch die unglaubliche Summe von 117 Mio. Euro.


So schreiben Juventus, Barcelona & Co. ihre Transfers in die Bilanzen


Davon abgesehen sind Fußballspieler für die Wirtschaftsunternehmen, die Vereine heutzutage nun mal sind, Wertanlagen, die eine gewichtige Rolle in den Bilanzen eines jeden Geschäftsjahres spielen. Der Wert, für den ein Spieler mindestens verkauft werden kann, bemisst sich für die Vereine danach, mit wie viel Geld sein Vertrag noch in den Büchern steht. Wird ein Spieler für 10 Mio. Euro verpflichtet und unterschreibt einen Kontrakt über vier Jahre, rechnen der Verein ihn in der Regel mit der Ablöse geteilt durch die Vertragsjahre ab – unabhängig vom Gehalt, das noch dazukommt. Jedes Jahr können bei diesem Beispiel also 2,5 Mio. Euro abgeschrieben werden.


Bei den Fällen Arthur und Pjanic haben Barcelona und Juventus quasi einen buchhalterischen Taschenspielertrick angewendet. So gesehen tauschen zwei ähnlich wertvolle Anlagen den Verein und die Bianconeri zahlen noch etwas Geld obendrauf. Auf das am 30. Juni abgelaufene Geschäftsjahr bezogen sieht das aber anders aus: Da können die Katalanen einen Gewinn von mindestens 51 Mio. Euro verbuchen. Und Juventus darf sich 47 Mio. Euro in die Bücher schreiben, die man für Pjanic erhalten hat.


Leistungsdaten
Miralem Pjanic
M. Pjanic Zentrales Mittelfeld
Juventus Turin
Juventus Turin
Gesamte Leistungsdaten
Alle Wettbewerbe
Spiele
178
Tore
22
Vorlagen
41


Im Detail: Barcelona verpflichtete Arthur 2018 für 31 Mio. Euro und für sechs Jahre. Nach zwei Jahren sind rund 10 Mio. Euro abgeschrieben, in den Büchern wird der Restwert (Korrektur: statt Amortisation) des Brasilianers noch mit 20 bis 21 Mio. Euro geführt. Pjanic wiederum war 2016 für 35 Mio. Euro von der AS Rom zu Juventus gewechselt, hatte bei einem Fünfjahresvertrag eine jährliche Abschreibung von 7 Mio. Euro. 2018 verlängerte er noch einmal um zwei Jahre. Die verbleibenden 21 Mio. Euro von seiner Ablöse wurden also noch einmal gestückelt, so dass er bei seiner Unterschrift in Spanien noch mit 13 Mio. Euro verzeichnet war.



Erträge fließen, im Gegensatz zu Ausgaben für Ablösen, direkt in die Gewinn- und Verlustrechnung eines Geschäftsjahres, kurz GuV (Korrektur: Statt Einnahmen in die Bilanz). Deswegen war es den beiden Klubs so wichtig, dass der Transfer noch vor dem 30. Juni verkündet wird. Obwohl die Trainer Quique Setién und Maurizio Sarri inklusive Champions League-Turnier noch zwei Monate mit den Spielern agieren müssen. Womöglich treffen die Vereine in der „Königsklasse“ sogar noch aufeinander.


Spät aufgefangene Verluste: Darum war der Tausch für Juventus & Barcelona wichtig


Dass es wiederum so wichtig war, den Transfer zu diesem Zeitpunkt zu tätigen, hat sich durch die Arbeit der Klubs in den vergangenen Jahren ergeben. Barcelona ist laut der Wirtschaftsprüfer von Deloitte mit 840,8 Mio. Euro in der Saison 2018/19 der umsatzstärkste Verein der Welt. Juventus lag mit 459,7 Mio. auf Rang zehn. Die Vereine geben jährlich für hohe Gehälter, Ablösen, usw. auch mindestens genau so viel aus. Oder eher mehr. Ein solcher Transfer kann am Jahresende das Ergebnis also ansehnlich in die positive Richtung verändern.



Im Falle Barcelona war es zum Beispiel so, dass sich die Verluste in Folge der Coronakrise auf bis zu 140 Mio. Euro summiert hatten – das bestätigte Vizepräsident Jordi Cardoner Anfang Mai bei „ESPN“. Um diese Verluste zu minimieren, mussten bis 30. Juni also noch satte Einnahmen her. Hinzukommt, dass Barças Vereinssatzung seit 1990 besagt, dass der Aufsichtsrat mit 15 Prozent der Verluste haftbar gemacht werden kann – mit dem Privatvermögen. Insofern hatte der Transfer für die Katalanen im Grunde keine sportlichen Vorzüge, da Arthur eben deutlich jünger ist. Es musste aber eine hohe Einnahme her – und einen anderen Spieler als den Brasilianer hatte Juventus für den Tausch nicht akzeptiert.


© imago images - Ab September für Juventus am Ball: Nur Neymar spülte Barcelona mehr Geld in die Kassen als Arthur
Ab September für Juventus am Ball: Nur Neymar spülte Barcelona mehr Geld in die Kassen als Arthur


Außer für das Geschäftsjahr sind diese Einnahmen auch für das Financial Fairplay der UEFA von großer Bedeutung. Demnach sollen Vereine nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Mit einer künstlich so hoch angesetzten Summe bringen sich die Vereine also auf Verbandsebene auf einen Schlag in Sicherheit. Wobei das in dieser Saison gar nicht das größte Thema ist. Durch die Corona-bedingten Einnahmeausfälle hat die UEFA angekündigt, die Bilanzen 2019/20 und 2020/21 als eine Periode zu rechnen.


Spanien-Foren Über Barcelona, Real Madrid & Co. diskutieren Zur Community Dass dies insgesamt nur ein kurzfristiger Effekt ist und in den kommenden Jahren im Grunde so weitergehen muss, liegt auf der Hand. Barcelona hat mit Pjanic nun einen Spieler, der dem Vernehmen nach doppelt so viel verdient und mit 15 Mio. Euro jährlich abgeschrieben wird, statt der 5 Mio., mit denen Arthur in den Büchern stand. Doch langfristiges finanzielles Denken findet im Fußball kaum statt oder kann aufgrund des Konkurrenzdrucks gar nicht stattfinden. Das hat auch die drohende Pleite von Bundes- und Zweitligisten als Folge von Corona gezeigt. Wäre die Show nicht weitergegangen, wäre bei einigen Klubs wohl das Licht ausgegangen.


Moreno bis Muratore: Wie Juventus mit den Bilanztricks das Geschäft betreibt


Mittlerweile ist es in der Fußballwelt Praxis, Transfers nach diesem Schema durchzuführen – Juventus hat jedoch in den vergangenen Jahren besonders damit auf sich aufmerksam gemacht. Auch und gerade Ende Juni 2020. Neben Pjanic hat die „Alte Dame“ zum Ausgleich des Minus noch wesentlich mehr schnelle Kasse gemacht:


Mit Manchester City wurde das spanische Talent Pablo Moreno (18) gegen den portugiesischen U19-Nationalspieler Félix Correia (19) getauscht. Moreno ist spanischer U18-Internationaler und spielte bislang in Juves U19. Jetzt kostet er plötzlich 10 Mio. Euro. Kann schon vorkommen, Talente kosten heutzutage einfach so viel. Oder? Dass im Gegenzug Man City für Correia, der zuletzt auf Leihbasis in der zweiten niederländischen Liga spielte, 10,5 Mio. Euro aus Turin bekommt, zeigt, was wirklich dahinter steckt.


Marktwert
Félix Correia
F. Correia Linksaußen
2,50 Mio. €


Alle Transfers auf einen Blick: Juventus-Profis / Juventus-U23 / Juventus U19


„Das Problem bei Juventus ist, dass sie mehr investieren als umsetzen“, erklärt Jatin Dietl (Jeidl), Area Manager TM IT. „Vor allem seit Ronaldo da ist, der alleine mit jährlich rund 85 Millionen in der GuV (Korrektur: statt Bilanz) steht. Das ist im Prinzip die einzige Möglichkeit, mit den finanziell besser aufgestellten Vereinen aus der Premier League, Barcelona oder Real Madrid mithalten zu können. Natürlich hat es langfristig die Folge, dass die vielen Transfers über dem sportlichen Marktwert dazu führen, dass die Kaderkosten in der Bilanz immer höher werden. Beispiel Arthur, der kostet jetzt allein für die Ablöse 7,2 Millionen im Jahr, sonst wären es vielleicht nur 5 gewesen. Das ist für einen Spieler alleine nicht so viel, aber durch die Menge kommt schon was zusammen. Juventus gleicht das für das operative Geschäft immer wieder mit Kapitalerhöhungen aus. Aber das hilft der Bilanz letztlich nicht.“



Weitere Transfers, die Juventus vor dem 30. Juni abgewickelt hat, betrafen die vier Nachwuchsspieler Erik Gerbi (20), Matteo Stoppa (19), Nicolò Francofonte (19) und Michael Brentan (18), die für mindestens 4 Mio. Euro zu Sampdoria gewechselt sind. Der englische Nachwuchsspieler Stephy Mavididi (22) ging für 6,3 Mio. Euro nach Montpellier, der Portugiese Dany Mota (22) für 2,3 Mio. Euro nach Monza und Leonardo Loria (21) für 2 Mio. Euro nach Pisa. Letztgenannter wiederum im Tausch für Stefano Gori (24), der Juventus 3 Mio. Euro kostete und vermutlich nie für die Profis auflaufen wird. 


Noch eklatanter fällt die Masche bei Simone Muratore auf. Der Mittelfeldspieler ist sicher nicht untalentiert, kam mit seinen 22 Jahren aber über die 3. Liga in Italien bisher nicht hinaus – Marktwert aus dem Winter: 125.000 Euro. Nun sagt natürlich nicht jeder Transfermarkt-Marktwert eins zu eins die potenzielle Ablöse voraus – das ist auch gar nicht das Ziel. Aber dass Atalanta für Muratore 7 Mio. Euro nach Turin überweist, mutet durchaus komisch an. Auf den zweiten Blick wird klar: Aus Sicht der Bergamascer ist der Transfer voraussichtlich einfach ein Gefallen an Juventus, das im Winter 35 Mio. Euro für Dejan Kulusevski (20) gezahlt hat, der ab September das schwarz-weiße Trikot trägt. Mit einer jährlichen Amortisation von 1,4 Mio. Euro ist Muratore für Atalanta in Champions League-Zeiten kein enormes finanzielles Risiko, zumal der Klub ohnehin der profitabelste in Italien ist.


Marktwert
Simone Muratore
S. Muratore Zentrales Mittelfeld
100 Tsd. €


Rolando Mandragora ist auch ein super Beispiel“, meint Italien-Experte Dietl. „2018 für 20 Millionen an Udinese verkauft und wird jetzt für 26 zurückgeholt. Was plus minus die 20 Millionen und sein Gehalt über die zwei Jahre sind. Oder der Tausch Spinazzola-Pellegrini mit der Roma letzten Juni für überteuerte 29,5 bzw. 22 Mio. Euro. Oder Danilo, der für 37 Millionen von Man City kam, während João Cancelo für 65 Millionen ging. Die Liste ist unendlich. In Kürze kommt noch ein Tausch mit dem FC Basel dazu: Kaly Sene geht für 4 bis 5 Millionen in die Schweiz und Albian Hajdari kommt für 4 Millionen im Gegenzug.“


To be fair: „Das macht nicht nur Juventus so“ – Gleiches Schema bei Barcelonas Neto-Deal


Fairerweise, meint auch Dietl, müsse man aber sagen, dass „das nicht nur Juventus so macht. Und nicht nur italienische Vereine. Aber bei Juve ist es halt extrem momentan.“ Das geht sogar so weit, dass in den Jugendmannschaften Transferbilanzen stehen, von denen einige Bundesligisten träumen: Die U23 in der 3. Liga investierte 2019/20 offiziell 39 Mio. Euro in neue Spieler, andere wurden für 16,2 Mio. verkauft.


Italien-Foren Alle Themen rund um den Calcio Hier mitdiskutieren! International betrachtet stach im Vorjahr der Torhüter-Tausch zwischen Valencia und Barcelona heraus. Die Blanquinegros holten Jasper Cillessen (31) für 35 Mio. Euro, während der Brasilianer Neto (30) für 26 plus 9 Mio. Euro nach Katalonien ging. Auf die Spitze trieb dieses Verfahren, auf illegale Weise, was bei Juventus nicht der Fall ist (Anmerkung ergänzt), aber wiederum ein italienischer Klub. Aufgrund von Fake-Ablösen und Bilanzfälschung musste Chievo Verona 2018 einen Punktabzug hinnehmen. Chievo wurde vorgeworfen, für die drei Spielzeiten zwischen 2015 und 2017 gemeinsam mit dem kürzlich nach Insolvenz in der Serie D neugegründeten ASD Romagna Centro Cesena Spielerwechsel mit höheren Ablösesummen angegeben zu haben, als eigentlich gezahlt wurden.


Marktwert
Neto
Neto Torwart
2,50 Mio. €


Ein Beispiel, das in dem Fall immer wieder erwähnt wurde, ist der damals 18-jährige Carlo Alberto Tosi. Der Linksverteidiger war im Sommer 2017 offiziell für 4,5 Mio. Euro von Chievo Veronas U17 zur U19 Cesenas gewechselt. Tosi war nie italienischer Junioren-Nationalspieler, gilt nicht als herausragendes Talent und steht mittlerweile beim Viertligisten Vigor Carpaneto unter Vertrag. Nach dem Punktabzug stieg Chievo ab und seitdem nicht wieder auf. Dass Juventus das passiert, ist wohl ausgeschlossen. Aber dass ihnen das System vielleicht irgendwann in anderer Form auf die Füße fällt? Womöglich nicht.



(Anzeige: Der Serie A-Restart live bei DAZN – Jetzt Gratismonat sichern!)

Anzeige 
Weitere News

Letzte Beiträge Newsforum

BatigolARG CF Extremadura (- 2010) BatigolARG 06.08.2020 - 14:36
Zitat von Exodus
Folgendes Statement halte ich allerdings für diskussionswürdig:
"Aber dass ihnen das System vielleicht irgendwann in anderer Form auf die Füße fällt? Womöglich nicht."


Ich glaube, du musst den Satz davor miteinbeziehen:

"Nach dem Punktabzug stieg Chievo ab und seitdem nicht wieder auf. Dass Juventus das passiert, ist wohl ausgeschlossen. Aber dass ihnen das System vielleicht irgendwann in anderer Form auf die Füße fällt? Womöglich nicht."

Das "womöglich nicht" bezieht sich auf das "ausgeschlossen".
default.jpg 03.07.2020 - 11:12
Zitat von Nosebear
Zitat von Edu-bY-A

Zitat von Nosebear

Zitat von Edu-bY-A

Zitat von Nosebear

Verstehe noch nicht, warum so extreme Tauschaktionen nicht unter Bilanzfälschung fallen. Hier wird Anlagevermögen deutlich überbewertet, was in einer höheren Abschreibung resultiert. Das mindert den Gewinn und damit die zu zahlenden Steuern.


Wo ist der Nachweis für die Überbewertung, wenn Barcelona bzw. Juventus den Betrag de facto bezahlen? Wie gesagt, den Nachweis lassen sich die WPs schon bringen - keine Sorge.

Wo berücksichtigst du bei deiner Annahme, dass es ja ebenso den Gewinn erhöht und damit - zumindest deiner Theorie nach - die Steuern erhöht? Grundsätzlich gehe ich auch nicht davon aus, dass du deutsches Steuerrecht mit italienischem gleichsetzen kannst. Bei Bilanzierung ist das wesentlich einfacher, allein schon wegen IASB etc.



Ich glaube nicht das du das in Deutschland machen könntest. Bspw Grundstücke tauschen und sich gegenseitig den 10-fachen Wert berechnen.

Der Gewinn erhöht sich ja nicht. Man kauft ein Anlagegut und aktiviert es., ist nicht GuV-relevant. Den Einnahmen durch den Transfer stehen ja die Ausgaben für den Gegentransfer gegenüber. Am Ende läuft es ja auf eine 0 oder nur geringe Differenz heraus. Nur habe ich dann eben einen Spieler mit 80 Mio statt 10 Millionen in der Bilanz stehen. Und darf beispielsweise bei einem 4 Jahresvertrag pro Jahr 20 statt 2,5 Millionen abschreiben. Ergo weniger Steuern zu zahlen.
So kommen natürlich auch krasse Verluste zustande. Hat aber nichts mit Cash-out und der Liqudität zu tun.


Siehst du, das ist der Unterschied: Du glaubst, es ginge nicht - ich weiß es geht. Willst du - auch hier zulande - ein Grundstück, und mögen die Beweggründe "Liebhaberei" sein, dann spielt der Bodenrichtwert keine Rolle, sollte jemand tatsächlich das zehnfache Zahlen. Grundstücke sind aber ein schlechtes Beispiel, denn darauf gibt es steuerlich keine Abschreibung. Gerade im Bereich Denkmalschutz ist es jedoch keine unübliche Praxis.


Doch. Bewusst und deutlich überbewerte Anlagevermögen sind Bilanzfälschung. Hier macht das aber nicht ein Unternehmen (Verein) allein, sondern spricht sich mit einem anderen ab.

https://www.juraforum.de/lexikon/bilanzfaelschung

Passieren wird da nichts, das ist mir klar. Außer die UEFA strengt Ermittlungen an. Aber die lokalen Behörden fassen Barca und Juve nicht an. Das sind da heilige Kühe.


Ich sehe den Widerspruch nicht. Hier liegt keine Bilanzfälschung vor. Bilanzfälschung wäre es, würde Juventus Spieler bewerten, die Sie nicht haben oder wenn sie den Spieler Ze Maria mit 10 Mio. € ausweisen, obwohl sie 30 Mio. € gezahlt haben - oder eben umgekehrt.

Bilanzfälschung wäre es wissentlich wesentliche Forderung gegenüber dem 1. FC Kaiserslautern nicht wert-berichtigt anzugeben.

Der Punkt hier ist, dass Juventus sich die Zahl nicht ausgedacht hat sondern Barcelona mit Sicherheit in Schriftform 60 Mio. € für Pjanic angeboten hat. Umgekehrt im Fall Arthur. In diesem Moment bleibt den Clubs ja nichts anderes übrig als die Spieler entsprechend anzusetzen. Ein Drittvergleich ist wie bereits beschrieben schwer möglich.

Am Ende des Tages ist "willkür", "deutlich überbewertet" hier nicht nachweisbar und meiner Einschätzung nach auch mindestens zweifelhaft, wenn nicht gar unbegründet.

Ich sag es ganz ehrlich: Ich finde keinen der beiden Transfer überbewertet. Da gibt es ganz andere Baustellen.

Wie sieht es denn mit Hertha BSC aus? Hier könnte man auch darüber streiten, ob Tennor nicht eigentlich zu viel für die Anteile gezahlt hat? zwinker
Maenix Juventus Turin Maenix 03.07.2020 - 10:15
Zitat von Nosebear
Verstehe noch nicht, warum so extreme Tauschaktionen nicht unter Bilanzfälschung fallen. Hier wird Anlagevermögen deutlich überbewertet, was in einer höheren Abschreibung resultiert. Das mindert den Gewinn und damit die zu zahlenden Steuern.


Ja, aber dafür wird ein Kapitalgewinn (durch den Verkauf von Pjanic) ausgewiesen, was ja wiederum steuerbarer Gewinn darstellt. Steuerlich ist es m.E. unproblematisch.

Mir gefällt das nicht. Aber es ist ein Ausfluss aus dem FFP, weil man nicht zu hohe Verluste ausweisen darf. Das Problem wird allerdings in die Zukunft verschoben (höhere Abschreibungen). Bei Arthur kann man wenigstens noch mit dem Alter argumentieren, dass er wohl eine Ablöse generiert.

Hier auch noch ein Artikel dazu:
https://www.nzz.ch/sport/wenn-grossklubs-wie-der-fc-barcelona-und-juventus-turin-strapazierte-konten-schoenrechnen-ld.1564116
Autor
Matteo
Marius Soyke
TM-Username: Matteo

Community-Mitglied der 1. Stunde und Teil der Redaktion seit Ende 2013. Serieamore!

Alle Beiträge des Autors
Arthur Melo
AC Florenz
Arthur Melo
Geb./Alter:
12.08.1996 (27)
Nat.:  Brasilien
Akt. Verein:
AC Florenz
Vertrag bis:
30.06.2024
Position:
Defensives Mittelfeld
Marktwert:
15,00 Mio. €
Miralem Pjanic
Sharjah FC
Miralem Pjanic
Geb./Alter:
02.04.1990 (34)
Nat.:  Bosnien-Herzegowina Luxemburg
Akt. Verein:
Sharjah FC
Vertrag bis:
30.06.2024
Position:
Zentrales Mittelfeld
Marktwert:
3,00 Mio. €
Juventus Turin
Gesamtmarktwert:
461,70 Mio. €
Wettbewerb:
Serie A
Tabellenstand:
3.
Kadergröße:
27
Letzter Transfer:
Carlos Alcaraz
FC Barcelona
Gesamtmarktwert:
843,00 Mio. €
Wettbewerb:
LaLiga
Tabellenstand:
2.
Trainer:
Xavi
Kadergröße:
26
Letzter Transfer:
Pau Cubarsí